LÖWE Fenster definiert den Klebeprozess neu

Klebequote nahe 100 Prozent

Leo Löffler mit Klebekamm

Leo Löffler zeigt den Klebekamm zur Ausrichtung der Scheibe im Flügel, der mit dem „KlebekammLöffler“ eingesetzt wird.
© Fotos: bauelemente bau

Die LÖWE Fenster Löffler GmbH aus Kleinwallstadt gehört zu den wenigen Fensterbau-Unternehmen in Deutschland, die in der Produktion von Kunststoff-Fenstern konsequent auf den Einsatz der Klebetechnik setzen. Seit letztem Jahr werden nahezu 100 Prozent aller Fenster mit geklebten Verglasungen ausgeliefert. Dem ging ein fast zweieinhalbjähriges Projekt voraus, bei dem der bisher bekannte Klebeprozess noch einmal ganz neu definiert wurde. Gemeinsam mit den Profil-, Maschinen- und Kleberlieferanten wurden Profilkonstruktionen, die Düsentechnik, die Klebemenge und die Reinigung, der Pumpendruck im Mischer, die Schlauchquerschnitte etc., so optimiert, dass ein rationeller und prozesssicherer Klebeprozess gewährleistet ist. Zudem hat der Firmen­inhaber Leo Löffler mit dem „Klebekamm“ zur Verklotzung der Scheibe sowie den „Flügelfalzklötzen“ zur Ausrichtung von Rahmen und Flügel zwei Lösungen entwickelt, die zum europäischen Patent angemeldet wurden.

Der Anlass, sich näher mit der Klebetechnik zu befassen, war der Fachabschluss als ift-Sicherheitsexperte für Einbruchschutz, den Leo Löffler und Fabian Löffler, der älteste Sohn des Geschäftsführers, im November 2017 beim ift in Rosenheim absolviert hatten. Ziel war es, das Unternehmen auch künftig als Experte in Sachen Einbruchschutz im Markt zu positionieren. Dabei stand zunächst zur Debatte, die Klebetechnik nur für einbruch­hemmende Elemente oder aber ganz generell für das gesamte Fensterprogramm einzusetzen.

„Sehr schnell sollte jedoch deutlich werden, dass nur eine Entscheidung zwischen ganz oder gar nicht wirklich Sinn macht. Denn der Einsatz eines Klebeautomaten macht nur dann richtig Sinn, wenn er auch kontinuierlich ausgelastet ist. Bei genauerer Betrachtung wurde mir aber auch klar, dass der Klebeprozess nicht so ausgereift ist, wie es Systemanbieter darstellen beziehungsweise ich zunächst angenommen hatte“, berichtet Leo Löffler.

3D-Drucktechnik Klebekamm und Flügelfalzklötze

Im Rahmen des Projektes wurde auch die 3D-Drucktechnik genutzt, um sich Schritt für Schritt der Idealform für den Klebekamm sowie die Flügelfalzklötze anzunähern.

Auf langjährige Partner gesetzt

Das Unternehmen mit seinen 76 Mitarbeitern produziert jährlich circa 10.000 Kunststoff-Fenster in Kleinwallstadt. Bei der Montage werden die eigenen Monteure durch zwölf weitere Kollegen von Subunternehmern unterstützt. Vertrieben werden die Elemente fast ausschließlich an Endkunden im Großraum Aschaffenburg, Frankfurt, Offenbach, Darmstadt und Miltenberg. Die konsequente Ausrichtung auf den Privatkunden dürfte den mit 60 Prozent außergewöhnlich hohen Anteil farbiger Elemente erklären.

Der Betrieb ist schon seit 40 Jahren treuer Verarbeiter von Veka-Profilen. Nachdem der Absatz von Fenstern mit Anschlagdichtungen in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen ist, werden heute nur noch Profile der Konstruktion Softline 82 MD verarbeitet.

Gemeinsam mit dem langjährigen Systemlieferanten wurde eine neue Flügelkonstruktion speziell für den Einsatz der Klebtechnik entwickelt. Diese steht seit Mai 2019 für die Verarbeitung zur Verfügung. Ende 2019 war dann auch der Glasklebeautomat betriebsbereit. Auf Grund der langjährigen guten Zusammenarbeit kam dabei wieder der Maschinenhersteller Rotox zum Zug. Der neu konstruierte Automat ist mit einem roten Laser zur Abtastung der Fensterkonturen ausgestattet. Er braucht daher keinen Datensatz aus der Software, um exakt in den Ecken der Elemente ansetzen zu können. „Damit ist sichergestellt, dass der Automat nicht durch fehlende Verbreiterungen, die erst später auf dem Bau angebracht werden, aus dem Konzept gebracht wird“, erklärt Löffler.

SVEN® Klebetechnologie

Der Automat Sven® ist mit einem roten Laser zur Abtastung der Fensterkonturen ausgestattet.

Akribisches Feintuning

Beim Kleber fiel die Entscheidung für ein Produkt aus dem Hause Otto-Chemie. „Ein maßgeblicher Grund war, dass der Kleber S 670 ohne vorausgehenden Primerauftrag eingesetzt werden kann“, erläutert Löffler. Die Festigkeit der Verbindung wurde durch das ift Rosenheim geprüft. Die Haftungsprüfung als auch die korrekte Mischung des Zwei-Komponentenklebers wird zudem im Rahmen der Werkseigenen Produktionskontrolle WPK regelmäßig kontrolliert und auch gleich digital dokumentiert. In den letzten Monaten hat das Unternehmen vor allem die Pumpen- und Düsentechnik sowie die Schlauchquerschnitte der Klebeanlage optimiert. Die Mitarbeiter waren bisher am Morgen bis zu eine Stunde damit beschäftigt, die Düse zu reinigen, durch die der Kleber in den Fensterfalz eingebracht wird. Heute brauchen sie dafür dank dem Einsatz eines anderen Materials für die Düse sowie einer optimierten Geometrie gerade einmal fünf Minuten.

Verklebung ohne Primern

Die Verklebung erfolgt ohne Primern. Die Haftungsprüfung wird im Rahmen der Werkseigenen Produktionskontrolle WPK regelmäßig dokumentiert.

Löffler tüftelt aber schon an weiteren Optimierungs­schritten. Mit einer anders ausgeformten Düse sowie einem modifizierten Einspritzwinkel soll mit einer deutlich reduzierten Menge an Kleber eine wesentlich höhere Festigkeit erreicht werden. „Halbe Materialmenge, dafür die doppelte Haftung, das ist unser Ziel“, macht Löffler deutlich. Angedacht ist es auch, einen andersfarbigen (nicht schwarzen) wie zum Beispiel einen grauen oder blauen Kleber zu verwenden, um so diesen in der Klebefuge sichtbarer zu machen.

Zum Patent angemeldete Lösungen

Sind die Scheiben erst einmal verklebt, sind Korrekturen nicht mehr möglich. Damit Rahmen und Flügel richtig zu einander positioniert sind, um eine einwandfreie Funktion zu gewährleisten, werden vor der Verklebung zum Patent angemeldete Flügelfalzklötze in Höhen von 12 und 13 Millimetern eingesetzt.

Blauer Flügelfalzklotz

Mit dem blauen Flügelfalzklotz wird das Spiel in der Schere reduziert.

Mit den Farben rot und blau wird dem Mitarbeiter die Wahl des passenden Klotzes erleichtert. Eine um die Flügelkante herumgreifende Lasche macht den Klotz zudem auf der Innenseite genauso farblich sichtbar, was dazu beiträgt, dass die Klötze nach der Montage nicht vergessen werden. Mit dem unmittelbar unter der Schere angesetzten blauen Klotz wird das Spiel im Beschlag reduziert. Der unten eingesetzte rote Klotz hebt den Flügel leicht an. „Lieber ein bisschen überklotzen“, so die Devise Löfflers.

Die Klötze können auch bei Elementen mit Schwellen eingesetzt werden, sodass auf dem Klebeautomaten auch Balkon- und Nebeneingangstüren verklebt werden können. Sonderelemente hingegen werden händisch verklebt. Die Flügelfalzklötze sind nicht rahmen- oder flügelabhängig. Das bedeutet, sie könnten auch zum Beispiel beim Kömmerling-76- Millimeter-System ebenso zum Einsatz kommen wie bei der Konstruktion Veka Softline 76 oder 82 Millimeter mit Anschlag- oder Mitteldichtung. Die Teile können aber nicht nur bei der Scheibenverklebung verwendet, sondern auch bei herkömmlich geklotzten Fenstern als Transportschutz eingesetzt werden.

Exakt in Position

Unten quer werden auch bei LÖWE im Fensterflügel zwei Trageklötze eingelegt. Seitlich werden zwischen Scheibe und Flügelrahmen die ebenfalls zum Patent angemeldeten „Klebekämme“ eingesetzt. Dafür kommt ein blauer „Kammstecker“, vom Erfinder scherzhaft auch „Klebekammlöffler“ genannt, zum Einsatz, der in seiner Form an die bekannten Klotzhebel erinnert.

Klebekämme

Mit dem blauen Kammstecker werden zwischen Scheibe und Flügelrahmen die zum Patent angemeldeten „Klebekämme“ eingesetzt.

Die richtige Positionierung wird dem Mitarbeiter durch Markierungen erleichtert, die im Bearbeitungszentrum gemacht werden. Der „Klebekamm“ verfügt über gefederte Laschen, die verhindern, dass dieser beim Transport über die Rollenbahn bis zur Verklebung nach unten wegrutscht. Bei der Verklebung wird der „Klebekamm“ komplett über- und unterspritzt. Die Ausformung der Geometrie sorgt dafür, dass an dieser Position kein Kleber nach außen drückt. Ein weiterer Klotz wird oben quer eingesetzt. Dieser macht es möglich, die Fenster sofort nach dem Einschlagen der Glasleisten mit Sauger und Kran von der Verglasungslinie zu nehmen und auf Transportböcken abzusetzen. Der Glasklebeautomat ist im Takt mit der restlichen Produktion. Diese präsentiert sich dem Besucher als ausgesprochen ruhiger und stetiger Prozess, ohne jegliche Hektik oder Staus.

Gute Argumente für die Vermarktung

Leo Löffler ist aber nicht nur ein findiger Tüftler, er hat auch ein Faible für das Marketing. Dafür gab es auch schon Auszeichnungen für das Unternehmen, wie zum Beispiel 2011 der Marketingpreis für „vorbildliches regionales Marketing“ vom Verband Fenster + Fassade (VFF). Die Elemente werden unter der Bezeichnung „LÖWE Hybrid-SV Sicher Verklebt“ vertrieben. „Mit Hybrid wird das Beste aus verschiedenen Welten vereint. Es braucht den Verbund aller Komponenten im Fensterelement zu einer homogenen Einheit“, erläutert Löffler.

Stahlverstärkungen werden im Blendrahmen generell eingesetzt, in den Flügeln erst ab einer Höhe von 140 Zentimetern und einer Breite von einem Meter, bei Dekorelementen schon ab 50 Zentimeter Breite. Löffler will aber mit der weiteren Optimierung der Klebetechnik die Grenzen des Möglichen ausloten.

Mitte Februar wurde Sven® als Marke für Klebetechnik im Bereich Fenster, Kleber, Maschinen, usw. eingetragen. Die vier Buchstaben stehen dabei für Sicher, Verklebt, Energieeffizient und Nachhaltig. Zudem trägt auch der Glasklebeautomat, der in einem Video als Unterstützer der Mitarbeiter präsentiert wird, diesen Namen.

In diesem und weiteren Videos werden auch die Vorteile der Klebtechnik erläutert.

Bei der Vermarktung der geklebten Fensterkonstruktionen führt das Unternehmen neben der Nachhaltigkeit und der Energieeffizienz die verbesserten Dämmwerte, die Möglichkeit, größere Glasflächen zu schaffen, die erhöhte Stabilität, kein Verzug sowie das geringere Gewicht und nicht zuletzt die erhöhte Sicherheit gegen Einbruch ins Feld. Die Elemente werden standardmäßig mit einem RC 1N-Beschlag von Maco ausgestattet. Das Ziel des Unternehmens ist es, mit Hilfe der Klebtechnik die Anforderungen der Widerstandsklasse RC2 N im Standard zu erreichen. „Wir haben die theoretischen Werte auf dem Prüfstand überprüft. Ich dachte, wir wären gut, aber wir sind besser“, freut sich Löffler.

LÖWE Hybrid-SV Marketing

Tüftler mit Sinn fürs Marketing: Die konsequente Einführung der Klebetechnik hat Leo Löffler mit einer darauf abgestimmten Marketingkampagne verknüpft.

Bachelorarbeit analysiert Potenziale

Um wie viel Prozent sich der Bedarf an Stahlarmierungen durch die Einführung der Klebetechnik reduziert hat, weiß Löffler nicht zu sagen, weil dies abhängig vom Farbanteil ist. „Was ich aber genau weiß, ist, dass die Stahlprofile für die Flügel, die wir aktuell auf Lager liegen haben, länger reichen werden, als geplant. Was mich angesichts der drastisch gestiegenen Preisen besonders freut“, so Löffler mit einem herzhaften Lachen.

Im Rahmen des Projektes steht das Unternehmen jetzt im Kontakt mit der Technischen Universität in Darmstadt. Diese sieht in der Klebetechnik ein großes Potenzial, was die Professoren veranlasst hat, entsprechende Bachelor- und Masterarbeiten über das Thema „Vorteile besonders schmaler Profilansichten hinsichtlich des Verzugs farbiger Fensterelemente unter Sonneneinwirkung“ auszuschreiben. Leonard Löffler, der jüngere Sohn von Leo Löffler, will im Rahmen seiner Bachelorarbeit an der TH Aschaffenburg ausarbeiten, welche Effizienzsteigerung sowie Kosteneinsparpotenziale durch den Einsatz der Klebetechnik im Vergleich zum verklotzten Fenster verbunden sind, wie man ein neues Produkt in einem KMU einführt und welche Kosten oder Kosteneinsparnisse kurz- und langfristig damit verbunden sind.

Interesse der Branche geweckt

In den letzten Monaten hatte Löffler viel Besuch von deutschen, aber auch internationalen Fensterbau-Kollegen. Diese hätten sich durchweg beeindruckt gezeigt, wie bei LÖWE Fenster der Prozess der Verklebung neu organisiert wurde. „Genauso werden wir das auch machen“, hätten einige der Besucher abschließend gesagt, berichtet Löffler. Dieses ist durchaus möglich: Sowohl der von Löffler entwickelte Klebekamm als auch die Flügelfalzklötze können über die Profi Partner Vertriebs- GmbH mit Sitz in Altenstadt als Lizenzprodukt bezogen werden. Einer größeren Verbreitung steht auch deshalb nichts im Wege, weil beide Produkte je nach Falzgeometrie auch für andere Profilkonstruktionen eingesetzt werden können.

Quellnachweis: Pressebericht von bauelemente bau, Verlag für Fachpublizistik GmbH
Veröffentlicht in der bauelemente bau 05/2021

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