Automatische Fensterverklebung

DAS PICKT! WIE QUALITÄT UND MÖGLICHKEITEN STEIGEN

Vorteile

Schlanke Silhouette, schickes Design, breites Farbspektrum, sicher und komfortabel bei Wind und Wetter: Denken Sie an ein Auto?

Mit diesen Attributen glänzen auch Fenster und sind weit attraktiver, als diese beim End­kunden bekannt sind. Was die automatische Fensterverklebung damit zu tun hat?

Die Klebetechnologie verleiht dem Fensterflügel höhere Stabilität. Was sich daraus in Folge ergibt, sind neue Formate, viele Designs und Vorteile für den Endkunden und eine Menge Mehrwert für den Verarbeiter, wie nachfolgend beschrieben. Betrachten wir zunächst ihren Ursprung:

Maximale Einbruchsicherheit

Die Klebetechnik entwickelte sich aus den Sicherheitsanforderung, die an ein Fenster gestellt werden und erfährt dadurch in den letzten Jahren ihre Dynamik. Wer Sicherheitsfenster ab Widerstandsklasse RC 2N1 produziert, weiß das. Hier gibt die Norm die Anforderungen an die Elementekomponenten vor, die nur in Summe ein Fenster entsprechend einbruchhemmend machen. Spezielle Gläser wie z. B. VSG (Verbundsicherheitsglas) alleine richten es daher genauso wenig wie gute Sicherheitsbeschläge: Es braucht den Verbund aller Komponenten im Fenster­element bis zur normgerechten Montage inklusive der umlaufenden, sicheren Glasanbindung im Flügelrahmen.

1 RC 2N ist in Deutschland RC 2 mit Normalglas, welches durch das „N“ gekennzeichnet ist.

Maximale Einbruchsicherheit

RC-Sicherheit setzt auf Verklebung

Viele Elemente mit diversen Profil-, Glas- und Klebeherstellern sowie Rahmengrößen gehen jährlich über MACOs Prüfstand. In diesen Tests schafft MACO Erfahrungswerte, die der Beschlägehersteller an seine Kunden weitergibt. Wie Glasanbindung bzw. Randverbund, Dichtung, Verschraubung und Beschläge zusammen verarbeitet werden und harmonieren, entscheidet über die Qualität und letztendlich darüber, ob Fenster/Türen den Richtlinien entsprechen und einem Einbruchsversuch nach RC 2 oder RC 3 Stand halten.

Mit diesem Wissen hat MACO die branchenweit umfangreichste Systemmatrix erarbeitet. Diese leitet den Fensterhersteller an, die richtigen Komponenten zusammenzufügen, um die Sicherheitskette am Element zu schließen und den Sicherheitsprüfungen zu entsprechen. Günther Aichinger, Experte für Einbruchhemmung bei MACO bestätigt, dass Kunden, die diese Systemmatrix nutzen, keinerlei Schwierigkeiten haben, die Prüfungen bis RC 3 zu bestehen. Sie wissen, wie Sicherheitselemente gebaut werden und können innerhalb dieser Matrix jedes Fenster schneller und kostengünstig fertigen – ohne jedes Fenster erneut testen und dafür extra bezahlen zu müssen.

Höhere Stabilität

Anstelle des Einsetzens von Stahlwinkel im Glasfalz oder durch Verschrauben der Glashalteleiste mit dem Rahmen wird zunehmend geklebt. Das ist schöner, effizienter und geht schneller. Die Fensterverklebung erhöht mit ihrer umlaufend gleichmäßig starken Verbindung zwischen Glas und Flügelrahmen dessen Stabilität und lässt größere Fensterformate zu. Der Flügel kommt in Folge mit weniger Stahl für die Armierung und schmaleren Profilen aus und wird leichter. Diese Gewichtseinsparung kompensiert das Mehrgewicht der Zweifach- auf eine Dreifach­verglasung, die im Neubau üblich ist. Daher setzen immer mehr Verarbeiter auf die prozesssichere Klebetechnologie. Sie erhöht die Grundsicherheit am Fenster und lässt mit wenig Aufwand RC 2-Fenster fertigen.

Das große Plus im Design

LÖWE Fenster Farbfächer VorzugsfarbenDas durch die Klebeanbindung reduzierte Flügelgewicht eröffnet aber noch viel mehr Perspektiven. Verarbeiter können großzügige, elegante Fensterelemente realisieren, mit höherem Glasanteil für mehr Ausblick und mit schmalen Flügelrahmen für mehr Lichteinfall. Besonders hohe Fenster sorgen für einen tieferen Lichteinfall.

Allein die Flügelprofilauswahl macht an der Geometrie einen sichtbaren Unterschied, da diese deutlich reduziert werden kann. Das bringt in Ausschreibungen und aus Architektensicht durchaus Vorteile. Wie schmal die Flügelbreiten sein können, sieht man erst, wenn beide Rahmenbreiten nebeneinanderstehen, wie im Bild auf Seite 20. Ein direkter Vergleich im Schauraum lohnt. Durch Folierung können PVC-Fenster in jedem Look und Design gestaltet und an die Fassade angepasst werden.

Stark in Wärmedämmung und Energieeffizienz

Großer Kundennutzen: Größere Glasflächen erhöhen die solare Energiegewinnung und verbessern mit den schmalen Rahmenprofilen die Energiebilanz. Zudem verbessern die Mehrkammer- Profilsysteme die U-Werte. Und verklebte Glasflächen reduzieren auch die Verformungsgefahr, der schmale Rahmen bei Winddruck üblicherweise ausgesetzt sind. Letztendlich zählt es, die Schnittstellen als Angriffsfläche für Wind und Wetter so gering wie möglich zu halten. Das kommt den zunehmenden Extremwetterbedingungen mit Stürmen und Starkregen zugute. Insofern bieten große Glasflächen neue Möglichkeiten in Schallund Wärmedämmung und sind stark in der Argumentation, wenn es um staatliche Förderungen und die Bewertung der Gebäudeeffizienz geht. Letztere wird im Energieausweis ausgewiesen und macht transparent, wie dicht die Gebäudehülle ist. In der Vermietung oder bei Immobilienverkauf ist der Ausweis Pflicht.

Glaslager
Glas einsetzen

Vom Glaslager zur Glaskontrolle


Automatisches Kleben statt Klebepistole

Ab wann lohnt es sich für den Verarbeiter auf automatisches Kleben umzustellen? „Bei rund 10.000 Fensterelementen im Jahr rechnet sich die Investition weil die automatische Verklebung 30-40 % schneller ist als die manuelle“, sagt Leo Löffler. Wir besuchten LÖWE Fenster in Kleinwallstadt bei Aschaffenburg. Das Unternehmen spezialisiert sich auf PVCsowie einbruchhemmende Fenster und ist eines von rund zehn in Deutschland, das mit vollautomatischer Klebeanlage produziert. Inhaber Löffler steigert dadurch nicht nur die Effizienz seines Unternehmens, sondern seine Fenster auf höchstes Niveau. Damit grenzt er sich zum Mitbewerb ab.

Wann lohnt automatisches Verkleben?

„Die Auslastung muss gegeben sein, dann braucht man die Umstellung und Investition nicht zu scheuen. Und wenn Automatisierung vorangetrieben wird, gehört diese dazu“, berichtet Löffler und schwärmt von den Vorteilen für Mitarbeiter und Kunden. „Wir sind in der Glasprüfung und im Glassortieren höchst innovativ und prozessorientiert. Daher war der Klebeautomat der nächste konsequente Schritt. Dieser konnte sofort in bestehende Prozesse integriert werden und war von Anfang an ausgelastet. Bis auf Haus- und Nebeneingangstüren werden alle Fenster und Fenstertüren verklebt“. Damit kommt LÖWE auf eine Klebequote von 98 % im Standard mit 79 mm-Flügeln.

Verklotzung leicht gemacht

Positiver Nebeneffekt der Verklebung: Die klassische Verklotzung entfällt bzw. erfolgt nur an jenen Stellen, wo die Beschläge sitzen. Daher werden unten im Flügelrahmen nur noch zwei Stützklötze zur Lastabtragung eingelegt. Diese verhindern, dass die Glasscheibe später absinkt. Ist das Glas eingesetzt, folgen weitere Fixierhilfen bzw. Distanzklötze an den Seiten und beim Scherenlager. Sie minimieren das Spiel, das der Beschlag bzw. das Scherenlager bieten. Wie viele Fixierhilfen einzusetzen sind, hängt von der Fenstergröße sowie vom verwendeten Profil ab. Es gibt natürlich auch Profile, die ganz ohne Verklotzung auskommen und integrierte Zentrierhilfen haben.

Auf dem Weg zum Klebeautomaten
Auf dem Weg zum Klebeautomaten

Sind Glas und Flügel mit dem Rahmen verheiratet, geht es in die Verklebung. Fenster und Fenstertüren auf dem Weg zum Klebeautomaten

Wie funktioniert die automatische Verklebung?

Während übliche Klebeautomaten mit exakten Daten gefüttert werden müssen, ist jener von LÖWE Fenster lasergesteuert und vermisst jedes Element automatisch – ganz gleich ob Fenster oder Fenstertür, ob Ein- oder Zweiflügler. SVEN®, so heißt LÖWES Automat (was für sicher, verklebt, energieeffizient und nachhaltig steht), misst selbstständig die Scheibenstärke, sucht sich den Nullpunkt und beginnt mit einem Zweikomponenten­klebstoff den Spalt zwischen Scheibe und Flügelrahmen rundum zu verkleben.

Großen Vorteil und Flexibilität schafft die Lasertechnik bei variablen Profilbreiten, auf die sich der Automat von sich aus einstellt. Und natürlich ist die exakte und rundum gleichmäßig dosierte Klebemenge ein Plus. Überquellender Klebstoff wie bei der Handpistole gehört der Vergangenheit an. So werden stabile, energie­effiziente, nachhaltige und schöne Fenster realisiert.

Massives RC 2- Sicherheitsfenster mit Dreifachverglasung

Robust und trotzdem schön: Massives RC 2- Sicherheitsfenster mit Dreifachverglasung, verdeckt liegender Bandseite Multi Power und Kabelübergang für die integrierte Verschlussüberwachung.

Auswirkungen auf den Beschlag

Der Beschlag wird entlastet, weil der Verzug des Flügelrahmens deutlich verringert wird. Der Flügel ist in sich stabil und fest. Anders als bei verklotzten Fenstern, die sich mit der Zeit setzen und verformen können, bleiben verklebte Fenster in ihrer Form erhalten: Die Falzluft bleibt konstant. Das ist die Chance, mit flächenbündigen Profilen zu arbeiten, die verdeckt liegende Beschläge erfordern. Neben den schlanken Profilen und einer Fülle an Dekormöglichkeiten durch Folienbeschichtung werten diese die Fenster durch ihr Design auf – kraftvoll im Verborgenen. Für die vielen Fenstertüren schwört Löffler auf die Multi Power- Bandseite. Der voll verdeckte Dreh- Kipp-Beschlag entspricht nicht nur den wachsenden Designansprüchen, sondern auch der Wärmedämmung und Barrierefreiheit. Seit LÖWE Fenster 2020 auf Vollverklebung umgestellt hat, steigerte es die verdeckt liegenden Beschläge von vier auf 20 %. Zusätzlich verarbeitet LÖWE auch MACOs Multi Matic-Beschlag.

LÖWE Klebeautomat SVEN®
LÖWE Klebeautomat SVEN®
LÖWE Klebeautomat SVEN®

Klebeautomat SVEN®. Er erkennt per Laser die Größe und Profilstärke des Elements und stellt sich entsprechend selber ein.

Nachhaltig erfolgreich

Die automatische Verklebung hat die Prozesse deutlich optimiert. Sie steigert die Effizienz der Abläufe sowie die Qualität jedes Elements und reduziert gleichzeitig Ressourcen und Kosten: „Bessere Taktfertigung und präzise, gleichmäßige Klebedosierung zeichnen dafür verantwortlich. Zudem konnten wir das Stahllager verkleinern und den manuellen Prozess des Armierens deutlich reduzieren“, berichtet Löffler begeistert.

Mitarbeitergesundheit

Der Fensterhersteller profitiert auch als Arbeitgeber, und zwar in der Mitarbeitergesundheit. Zum einen, weil er durch die Verklebung bei einer weißen Balkontür bis zu 3,5 kg Flügelgewicht je Element einspart: Das summiert sich bei den Mengen, die die Mitarbeiter täglich hieven, transportieren und einbauen. Zum anderen entsteht weniger Klebegeruch als beim manuellen Verkleben mit der Klebepistole. „Insgesamt ist die Fensterfertigung für Mitarbeiter durch die einzelnen Prozessschritte und Automatismen leichter zu bewerkstelligen und körperlich schonender. Und durch unseren Innovationsgeist sind sie auch ein Stück weit stolz“, freut sich der LÖWE-Inhaber.

Verbesserung im Kundenservice

Was im eigenen Haus gut ist, wird auch beim Kunden spürbar. Er profitiert von verkürzten Lieferzeiten, Lieferpünktlichkeit, Qualitätssteigerung und deutlich größerer Wartungsintervalle. Gerade beim Service macht sich das bemerkbar, der oft aus Kulanz kostenfrei gemacht wird. Es fallen deutlich weniger Reklamationen sowie Kundenfahrten an und die Folgekosten sind niedriger, weil Fenster nicht mehr nachgestellt werden müssen. “Das verklebte Fenster setzt sich nicht mehr nach der Montage, die Nachstellarbeiten beim Kunden mehrere Wochen später entfallen”, so Leo Löffler.

Durch die automatische Verklebung sind keine Nachstellarbeiten mehr über den Beschlag nötig. Der verdeckt liegende Beschlag ist toleranzärmer in der Schere, das kommt uns entgegen. Seine Funktion und der Designaspekt schaffen Mehrwert für Kunden. Wir haben etwas Mehraufwand beim Einhängen der Flügel, aber weniger Folgeservice.

Leo Löffler,
Inhaber LÖWE Fenster

 

Quellnachweis

Pressebericht von Mayer & Co. Beschläge GmbH (MACO), Alpenstraße 173, A-5020 Salzburg, maco.eu
Chefredaktion: Petra Janßen. Veröffentlicht in im techno gramm, Edition 01/2021
Fotos: Tim Janßen, MACO, LÖWE Fenster

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